Titel: Gerlinde von Westphalen: Lady Abbess – Benedicta von Spiegel. Politische Ordensfrau in der NS-Zeit. Münster, 2. überarb. Auflage 2023, 537 Seiten, 24,80 €
Benedicta von Spiegel (* 1874 Helmern 1950 Eichstätt) war eine ungewöhnliche Ordensfrau: weltläufig und politisch. Geboren in Helmern bei Willebadessen stammte sie aus westfälischem Stiftsadel. Zweifel an ihrer Eignung als Nonne überschatteten die ersten 18 Jahr in den Klöstern Maredret und Eibingen. Der Wechsel in die Benediktinerinnenabtei St. Walburg / Eichstätt 1918 brachte die Wende.
1926 zur Äbtissin gewählt, führte v. Spiegel die Abtei durch die NS-Zeit. Sie gehörte dem Widerstandskreis um den Journalisten Fritz Gerlich an. 1934 gründete sie in den USA ein Kloster als Fluchtort vor den Nazis. „The First Lady Abbess ever“ auf amerikanischem Boden wurde zum Medienereignis.
Spiegel kämpfte nicht nur beharrlich um ihre Abtei, sondern unentdeckt bis 1945 mit ihren Freunden gegen das NS-Regime. Zum Kriegsende setzte sie sich unter Lebensgefahr in heimlichen Verhandlungen mit den Alliierten erfolgreich für die kampflose Übergabe Eichstätts ein.
Auch ein gänzlich neuer Blick auf die Freundin, die stigmatisierte Therese Neumann aus Konnersreuth, entsteht.
Erstmals konnten Archivmaterialien aus schwer einsehbaren Klosterbeständen und aus Privatbesitz ausgewertet werden.